Auf Seite 1 bei Google – der feuchte Traum jedes SEOs
Keinen Frage: Google ist mit über 90 % Marktanteil in Deutschland die wichtigste Suchmaschine. Bei Google gut gefunden zu werden wird noch lange Zeit für jeden Betreiber einer Webseite das Ziel bleiben. Wer Sichtbarkeit im Internet braucht, kommt an Google nicht vorbei.
Allerdings steht Google auch heftig in der Kritik. Denn Google ist ein Datenkrake und die Kriterien der Suchergebnisse entziehen sich einer wirklichen Kontrolle. Ende 2014 gibt es einen Sturm im Medien-Wasserglas. Auf seinem Höhepunkt wird sogar die Zerschlagung von Google gefordert. Zuvor hatten etliche Verleger – allen voran die Springerpresse – mit ihrer Kampagne zum Leistungsschutzrecht gegen Google eine scharfe Attacke geritten. Und sich damit ein saftiges Eigentor geschossen. Man darf also fröhlich darüber spekulieren, welche Spin-Doctors die Zerschlagung Googles in Umlauf gebracht haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Objektiv kann man festhalten: Google beherrscht den Markt. Wir müssen auf die Selbstkontrolle Googles und deren Credo „Don’t be evil“ vertrauen.
Aber ich kann Google nicht vorwerfen erfolgreich zu sein. Wir tragen selber eine große Mitverantwortung: Niemand wird gezwungen Google oder eines seiner Angebote zu nutzen. Aber wir sind erstens bequem und greifen zweitens gerne zu, wenn es scheinbar gratis ist [1. Nichts ist wirklich umsonst. Wenn wir im Web nicht mit Geld bezahlen, dann bezahlen wir mit unseren Daten. Daten sind der Treibstoff des Internets.]. Und mal ehrlich: Was Google abliefert ist nicht schlecht 🙂
Wer Google kritisiert, sollte auch folgende Firmen kritisieren:
Facebook unterhöhlt den Datenschutz und die Privatsphäre seiner Nutzer mit jeder Änderung seiner Nutzungsbedingungen. Regelmäßig schwappt dann eine Empörungswelle durch das Netz. Und bleibt folgenlos. Facebook wächst weiter. Den Nutzern sind die sozialen Kosten [2. Wer von einem Netzwerk – z. B. Facebook – in ein anderes wechselt, verliert seine alten Kontakte und muss mit dem Kontaktaufbau von vorn beginnen.] zu groß, um zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Ähnlich bei Amazon. Amazon verändert massiv den Offline-Handel. Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Allen gemeinsam ist, das unkontrollierte (/unkontrollierbare) Quasi-Monopole entstehen. Aber dagegen zu opponieren kommt den Verlegern natürlich nicht in den Sinn 😉
Übrigens Datensicherheit: In praktisch jedem Browser befindet sich ein Plugin aus dem Hause Adobe, um Dateien vom Typ Shockwave Flash wiedergeben zu können. Wer kontrolliert eigentlich, welche Daten damit gesammelt und von wem genutzt werden? Die Abdeckung ist noch einiges größer als die Reichweite von Google.
Es gibt nicht zu viel Google. Es gibt zu wenig Alternativen.
Wir haben es mit einem klassischen Marktversagen zu tun. Der Wettbewerb unter den Suchmaschinen funktioniert nicht mehr. Bei Google beobachte ich einen Effekt, der in der Astronomie als „Schwarze Löcher“ ein Begriff ist: Schwarze Löcher haben durch ihre übergroße Masse eine derartige Anziehungskraft, dass selbst das Licht ihnen nicht mehr entkommen kann.
Wir alle, allen voran die Politik, ist gut beraten, Alternativen zu fördern und Alternativen zu nutzen. Zerschlagen und regulieren sind der schlechtere Weg. Sie zerstören das Herz des Internets.
So entkommen Sie den Datenkraken: Suchen und finden ohne Google
Etliche Suchportale greifen auf die Ergebnisse von Google oder Bing zurück, z. B. Yahoo, T-Online, Web.de. Die berücksichtige ich hier nicht. Wohl aber Meta-Suchmaschinen, die ihre Antworten aus den Ergebnissen einer Reihe anderer Suchmaschinen zusammenstellen – u. a. auch (!) von Google und/oder Bing. Dazu unten mehr.
Bing
Der letzte „große“ Gegenspieler von Google. „Groß“ ist hier sehr relativ: Bing bedient etwa 2,5 % aller Suchanfragen in Deutschland, die größte Suchmaschine nach Google. Da sieht man, wie groß Googles Vorsprung ist.
Lycos
Ein Veteran aus den Anfangszeiten des Internet, der ursprünglich auch mal eine Reihe weiterer Dienste anbot. Nach einer wechselvollen Geschichte ist es ruhig um Lycos geworden. Als alternative Suchmaschine aber mal einen Blick wert.
Fireball
Fireball ist ein Spin-Off der TU Berlin. Ebenfalls eine wechselvolle Geschichte. Nach eigener Auskunft sehr auf die Achtung der Privatsphäre bedacht. Der Charme ist hier, dass es sich um eine Suchmaschine in Deutschland handelt. Man darf also mit der Beachtung deutscher Gesetze rechnen.
Ecosia
Ecosia bezieht seine Suchergebnisse von Bing und Yahoo [3. Wundert mich etwas, da Yahoo seine Ergebnisse von Bing bezieht, aber so steht’s auf der Homepage von Ecosia.], bei Eingabe bestimmter Schlüsselbegriffe auch von Google. Bonus ist hier eine Spende für jede Suchanfrage. Der Sitz ist in Deutschland. Nach eigenen Angaben wird der Datenschutz sehr ernst genommen. Der „Umweg“ über Ecosia und deutsches Recht dürften für eine ausreichende Anonymisierung gegenüber den eigentlichen Suchmaschinen sorgen.
Metager und Metager³
Auch hier wieder ein Klassiker aus deutschen Landen, ein Projekt der Leibniz Universität Hannover. Metager ist eine Meta-Suchmaschine, die verschiedene andere Suchmaschinen und Portale abfragt, darunter auch einige Spezialdienste. Metager speichert selber keine Nutzerdaten und sichert größtmögliche Anonymität zu. Sehr interessant ist hier, dass Suchen sehr speziell und individuell konfiguriert werden können. Das sind also meine 1½ Suchmaschinen 😉
DuckDuckGo
Ein etwas alberner Name für eine Suchmaschine mit ernsthaftem Anliegen. DuckDuckGo stammt aus den USA, hat sich aber „trotzdem“ – oder vielleicht auch gerade deshalb? – dem Datenschutz verschrieben. Die Arbeit von DuckDuckGo wird von einer Community begleitet, bei der man sich bei Interesse auch einbringen und mitdiskutieren kann. Gerade so eine Gemeinschaft die jedem offen steht, erhöht die notwendige Transparenz.
Unbubble
Meines Wissens die jüngste Suchmaschine in dieser Runde, ein europäisches Projekt. Damit gelten schon mal bessere Standards beim Datenschutz als bei Anbietern aus Übersee. Besonderes Feature: Die Suchmaschine wird mit Öko-Strom betrieben. Das sorgt für ein ruhiges und ein gutes Gewissen.
Unbubble macht aber auch auf einen wichtigen Aspekt aufmerksam: die Filterblase. Paradebeispiel Google: Google liefert sehr individuelle Suchergebnisse aus, ausgerichtet an Ort, bisheriger Suchgeschichte und weiterer Faktoren. Also entsprechend der Daten, die Google über den Suchenden gespeichert hat. Dadurch „passen“ uns die Ergebnisse in der Regel sehr gut. Allerdings entgehen uns aber auch Suchergebnisse, die für uns wichtig sein könnten. Diesen Filterblasen-Effekt zu vermeiden, hat Unbubble sich auf die Fahnen geschrieben.
Ixquick
Ein weiteres europäisches Projekt und ebenfalls eine Meta-Suchmaschine. Ixquick ist in den Niederlanden beheimatet. Die Qualität eines Suchergebnisse ist an Markierungen mit Stern zu erkennen. Für jede Suchmaschine, bei der eine Fundstelle ein Top-Ergebnis ist, wird ein Stern gesetzt. Das ermöglicht eine rasche Einschätzung.
Qwant
Für mich eine der vielversprechendsten Alternativen zu Google: Qwant greift nicht nur auf verschiedene Suchmaschinen zurück. Die Suchergebnisse werden sortiert nach Kanälen dargestellt. So sieht man übersichtlich dargestellt, wie sich ein Thema in Webseiten, Nachrichten, Social Media usw. präsentiert. Qwant hat seine Basis in Frankreich.
Das ist jetzt für Ihre Webseite wichtig:
Sie wollen, dass Ihre Webseite gut gefunden wird. Dafür betreiben Sie Suchmaschinenoptimierung (SEO) oder haben jemanden dafür engagiert. Meist wird dabei für Google optimiert. Aber achten Sie auch darauf, bei anderen Suchmaschinen gut gefunden zu werden, werden Sie auch in anderen Kanälen, in Social Media sichtbar. Denn es gilt immer der Grundsatz
Lege niemals alle Eier in einen Korb.
Allein auf die Karte Google zu setzen kann sich eines Tages bitter rächen. Es gab eine Zeit vor Google und es wird irgendwann auch mal eine Zeit nach Google geben. Nichts ist dynamischer als das Internet.
Quellen und weiterführende Links
- bing.com
- lycos.com
- fireball.de
- ecosia.org
- metager.de
- metager.de/beta (Metager3)
- duckduckgo.com
- unbubble.eu
- ixquick.com
- qwant.com
- Liste von Meta-Suchmaschinen
- Artikel über Suchmaschinen bei Wikipedia
- Don’t be evil – die 10 Google-Grundsätze
- Datenkraken die Tentakel stutzen (ein älterer Artikel von mir)
Ihre Meinung?
Was hat Ihnen an diesem Beitrag gefallen, was möchten Sie ergänzen? Bitte tragen Sie Ihre Anmerkungen gleich hier unten bei den Kommentaren ein. Hat Ihnen der Artikel gefallen? Dann freue ich mich, wenn Sie ihn auf Twitter, Google+, Facebook usw. teilen. Wenn Sie mehr wissen wollen, abonnieren Sie meinen Blog per RSS oder Mail (rechts in der Sidebar). Ich lade Sie herzlich dazu ein. Vielen Dank.
Anmerkungen
Ihre Meinung ist das Salz in der Suppe: